Der Regenwurm



Ich kenne einen Regenwurm,
der wohnt in meinem Garten,
und wenn du ihn mal sehen willst,
dann musst du lange warten.

Er gräbt sich in den Boden ein
und kommt nur selten raus.
Er weiß, wenn ihn die Drossel kriegt,
dann ist es mit ihm aus.

Sein Haus ist eng und meterlang,
hat hundertfünfzig Gänge.
Er baut es nicht nach oben raus,
er baut es in die Länge.

Er macht sich nichts aus Sonnenschein
und nichts aus Rosenduft.
Er bleibt tief in der Erde drin,
sorgt da für frische Luft.

Ich mag ihn, meinen Regenwurm,
und grab ich ihn mal aus,
dann sag ich: "Ach, entschuldige"
und schick ihn schnell nach Haus.

Ich wünsch mir, dass mein Regenwurm
noch viele Kinder hat.
Mein Garten, der ist groß genug,
da werden alle satt.

Erna Rodenwald

 https://www.feierabend.de/der-gruene-daumen/forum/-/ein-gedicht-vom-regenwurm/

Der Apfelbaum

Der Apfelbaum ist aufgeblüht.

Nun summen alle Bienen.
Die Meise singt ein Meisenlied.
Der Frühling ist erschienen.

Die Sonne wärmt den Apfelbaum.
Der Mond scheint auf ihn nieder.
Die kleine Meise singt im Traum
Die Apfelblütenlieder.

 

Die Bienen schwärmen Tag für Tag
Und naschen von den Blüten.
Mag sie der Mai vor Hagelschlag
Und hartem Frost behüten.

Der Apfelbaum ist aufgeblüht.
Der Winter ist vorbei.
Mit Blütenduft und Meisenlied
Erscheint der junge Mai.

James Krüss 1926-1997

Die klugen Narzissen

01.04.21 ...ein Ostergedicht

Die klugen Narzissen

Es sind wohl die Narzissen,

die es genauer wissen,

ob nachts in unsrem Garten

die Osterhasen warten.

Worauf sie warten, willst du wissen?

Frage doch mal die Narzissen,

denn wenn die Hasen im Garten hocken,

dann werden Narzissen zu Osterglocken!

Haben die Hasen das vernommen,

ja, dann ist ihre Zeit gekommen.

Sie verstecken die Eier geschickt im Grase

so wie ihr Chef, der Osterhase.

Stimmt nicht, sagt du – woher willst du’s wissen,

frage erstmal die Narzissen!

 

© Regina Meier zu Verl 

Ostergedicht – Reginas Geschichten und Gedichte (wordpress.com)

Gedichte

Spaziergang

01.02.21

 

Als ich so ging durch Wald und Flur,
genießend blühende Natur,
da sah ich Müll und Plunder.

Als ich so blätterte in einem Heft
aus einem "Eine Welt Geschäft"
da sah ich viele Wunder:

Ein Roboter aus alten Drähten,
den Lumpenball, den selbstgenähten,
ein Auto aus drei Coladosen,
ein Clown mit Tragetaschenhosen.

Als ich so ging durch Wald und Flur,
genießend blühende Natur,
begann ich mich zu schämen.

Weil irgendwo auf dieser Welt,
ein Kind von Gott dorthin gestellt,
mit Müll muss vorlieb nehmen.

Hans-Georg Wigge

Aus die deutsche Gedichtebibliothek DEUTSCHE GEDICHTE / GERMAN POEMS (xbib.de)

Der Januar von Erich Kästner

18.01.19

 Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.

 Der Weihnachtsmann ging heim in seinen Wald.

 Doch riecht es noch nach Krapfen auf der Stiege.

 Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.

 Man steht am Fenster und wird langsam alt.

 

Die Amseln frieren.

 Und die Krähen darben.

 Und auch der Mensch hat seine liebe Not.

 Die leeren Felder sehnen sich nach Garben.

 Die Welt ist schwarz und weiß und ohne Farben.

 Und wär so gerne gelb und blau und rot.

 

Umringt von Kindern wie der Rattenfänger,

 tanzt auf dem Eise stolz der Januar.

 Der Bussard zieht die Kreise eng und enger.

 Es heißt, die Tage würden wieder länger.

 Man merkt es nicht. Und es ist trotzdem wahr.

 

Die Wolken bringen Schnee aus fremden Ländern.

 Und niemand hält sie auf und fordert Zoll.

 Silvester hörte man’s auf allen Sendern,

 dass sich auch unterm Himmel manches ändern

 und, außer uns, viel besser werden soll.

 

Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.

 Und ist doch hunderttausend Jahre alt.

 Es träumt von Frieden. Oder träumt’s vom Kriege?

 Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.

 Und stirbt in einem Jahr. Und das ist bald.

 

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